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„Der Republikflüchtling“: Inwiefern
die Lebensgeschichte „Der Republikflüchtling“ authentisch ist, lässt
der Autor Reimer Loop seine Leser absichtlich im Unklaren und fordert
damit ihre Fantasie heraus. Klar ist auch, dass sich der Verfasser
an realen zeitgeschichtlichen Hintergründen orientiert hat. Die
gesellschaftlichen Verhältnisse, vor allem in der DDR und den USA, bilden
das Szenario, in dem sich das Leben des Hauptdarstellers Ole Kosche
abspielt. Der Zeitbogen reicht vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die
1990er Jahre. Der raffinierte Aufbau der Geschichte führt etappenweise in
die Kindheit des Hauptdarstellers, der als ostpreußisches Waisenkind in
einem brandenburgischen Dorf ein Zuhause findet. Persönliche
Lebensumstände zwingen den Halbwüchsigen zur Flucht über die
deutsch-deutsche Grenze, von wo er rasch den Sprung in sein gelobtes Land,
die USA schafft. Große Ernüchterung bringen seine Erfahrungen im
Vietnamkrieg. Voller Rache gegen die Gesellschaft nimmt er nach seiner Rückkehr
seine Zukunftsplanung in die Hand und wird teils illegalerweise, teils
dank seiner Intelligenz und Cleverness im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
ein vermögender Mann. Der
Autor nimmt sehr dezidiert Stellung zu politischen und wirtschaftlichen
Entwicklungen. Trotzdem ist dabei kein trockener zeitgeschichtlicher
Bericht entstanden. Der Unterhaltungswert ist hoch und erotische Sequenzen
geben dem Buch zusätzlich eine prickelnde Note. “Der Republikflüchtling“ mutet wie ein erfüllter Wunschtraum an. Und doch: Erst als Ole Kosche nach der Wende 1990 erstmals in die alte Heimat zurückkehrt und alte Jugendfreunde ihn mit offenen Armen empfangen, erhält das bislang Erreichte einen wirklichen Wert. Auch die Menschen, die in Kosches Leben eine Rolle spielen, machen dieses Buch liebenswert, weil es dem Autor gelungen ist, ihre Charaktere lebhaft und nachvollziehbar zu beschreiben. |
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